Exkursionsangebot im Sommersemester 2016 im Rahmen der Veranstaltung LINK-NAME
Biologie an außerschulischen Lernorten (Bio 17)
Exkursionsdidaktik – Regionale Lebensräume & Lernorte
Die Lehrveranstaltung besteht aus einzelnen Seminarterminen und einzelnen halb- & ganztägigen Exkursionstagen (freitagnachmittags, samstags & sonntags).
Termin Seminar: Do 09.45 – 11.15 Uhr Beginn: 14.04.2016
Termine Exkursionen: siehe Tabelle
Vorrausetzung zur Teilnahme:
PO 2011: WHRS HF & NF Biologie & Studiengang Umweltbildung
Die LV ist anrechenbar für WHRS HF 3.5 oder 3.6/ WHRS NF 3.4; Studiengang Umweltbildung Modul Bio 2.
Diese LV ist nur bei regelmäßiger Teilnahme am Begleitseminar und bei Teilnahme an allen Exkursionstagen anrechenbar!
Ein Ersatz fehlender Exkursionstage durch andere Leistungsnachweise ist nicht möglich!
Leistungsnachweis:
Regelmäßige Teilnahme.
Protokoll der Exkursionsaufgaben (Aufgaben werden auf den jeweiligen Exkursionen bekannt gegeben).
Abgabe des gesamten Exkursionsberichtes bei Dr. Ursula Dieckmann bis zum 01.10.2016.
Teilnahmebegrenzung: 24 Studierende
Anmeldung: Die Seminaranmeldung über LSF gilt auch als Anmeldung zu den Exkursionstagen.
Kosten für An- & Abreise, evtl. Eintrittsgelder
Termine der Exkursionen im SS 2016
Datum | Dauer | Dozent | Ort/Treffpunkt | Thema |
Sa 30.04.16 | 10.00 – 17.00 | W. Probst | Wanderparkplatz bei Appenweiler | Wald |
Fr. 13.05.16 | 14.00 – 18.00 | F. Renner | Naturschutzzentrum Bad Wurzach | Wurzacher Ried |
So 22.05.16 | 10.00 – 17.00 | W. Probst | Kirche Blitzenreute | NSG Dornacher Ried mit Häckler Ried, Häckler Weiher |
Fr. 03.06.16 | 14.00 – 18.00 | F. Renner | Wanderparkplatz Eisenbach | Adelegg |
Sa 02.06.16 | 10.00 – 17.00 | U. Dieckmann | Parkplatz Federseemuseum | NSG Federsee,
Federseemuseum |
Fr 24.06.16 | 14.00 – 18.00 | F. Renner | Naturschutzzentrum Bad Wurzach | Wiese |
Sa 25.06.16 | 10.00 – 17.00 | W. Probst | Wanderparkplatz Unterteuringen Richtung Hepbach | NSG Hepbacher-Leimbacher Ried, Raderacher Drumlinlandschaft |
Fr 01.07.16
|
14.00 – 18.00 | F. Renner | Naturschutzzentrum Bad Wurzach | Wurzacher Ried |
So 17.07.16 | 10.00 – 17.00 | W. Probst | Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf | Pfrunger-Burgweiler Ried |
Inhaltliche und organisatorische Einzelheiten werden im Begleitseminar besprochen!
Inhalt
Exkursionsziel Adelsreuter und Weißenauer Wald
Größere zusammenhängende Waldgebiete sind im heutigen Oberschwaben ziemlich selten. Im Laufe der mehrtausendjährigen Siedlungsgeschichte ist die typische kleinräumige Landschaft aus Feldern – heute vielfach Obstplantagen -, Wiesen und kleinen Waldstücken entstanden. Das größte Waldgebiet, der Altdorfer Wald etwa zwischen Vogt und Wolpertswende gelegen, hat immerhin eine Längsausdehnung von ca. 17 km. Dagegen ist das Waldgebiet , das sich am westlichen Rand des Schussenbeckens etwa von Ravensburg bis Meckenbeuren erstreckt, mit knapp 8 km deutlich kleiner. Die geplante Umgehungsstraße für Meckenbeuren könnte es noch weiter verkleinern. Trotzdem kann man in diesem Wald stundenlang wandern. Mehrere Bäche entwässern das Gebiet zur Schussen hin. Sie haben sich zum Teil ziemlich tief in die Jungmöräne eingeschnitten.
Die Artenzusammensetzung des Baumbestandes ist recht abwechslungsreich. Neben Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen finden sich auch Tannen, Fichten und Kiefern, bachbegleitend Eschen und Erlen. Typische Waldgesellschaft ist ein Buchen-Tannen-Wimpernseggenwald.
Mit dem Bodenseebecken wird das untere Schussental im Allgemeinen zum Landschaftsraum Bodensee-Schussen-Becken zusammengefasst, der am Ende der Würmeiszeit durch den Rheingletscher geprägt wurde.
Unterlagen
Lebensformen
Zeigerwerte der Pflanzen Mitteleuropas
Auf Grund von Jahrzehnte langen empirischen Erhebungen zu den Standortansprüchen von Pflanzenarten wurden von Heinz Ellenberg in den 1970 er Jahren für nahezu alle in Mitteleuropa heimischen Pflanzenarten Zeigerwerte für verschiedene Umweltfaktoren zusammengestellt und seither immer wieder neuen Erkenntnissen angepasst. Das ökologische Verhalten gegenüber einem bestimmten Standortfaktor wird in der Regel durch eine Ziffer von 1 bis 9 ausgedrückt. Diese Zeigerwerte spiegeln das Vorkommen einer Art unter Freilandbedingungen wider, d. h. bei ausgeprägter zwischenartlicher Konkurrenz. Die Zeigerwerte machen also keine Aussage über das Verhalten in Reinkultur.
In der Tabelle sind die Zeigerwerte in zwei Gruppen zusammengestellt, zunächst
- Lichtzahl (L) für Beleuchtungsstärke bzw. Lichtgenuss
- Wärmezahl (T) für Wärmebedarf,
- Kontinentalitätszahl (K) für Kontinentalität des Klimas
dann
- Feuchtezahl (F) für Wasserangebot bzw. Feuchtigkeit
- Reaktionszahl (R) für Bodenreaktion bzw. pH-Wert des Bodens
- Stickstoffzahl (N) für angebot an mineralischen Stickstoff, insbesondere Nitrat
- Salzzahl (S) für Gehalt an leichtlöslichen Ionen in der Bodenlösung (0 für keinerlei Salztoleranz)
Ein Beispiel (Rot-Buche Fagus sylvatica), die letzten beiden Buchstaben stehen für die Lebensform (P=Phanerophyt, S= sommergrün):
Fagus sylvatica (3) 5 2 5 x x 0 P S
X statt einer Ziffer bedeutet indifferentes Verhalten, entweder weite Amplitude oder ungleiches Verhalten in unterschiedlichen Regionen
? statt einer Ziffer bedeutet ungeklärtes Verhalten
kleingedruckte Ziffern bedeuten unsichere Einstufung
Die in der letzten Auflage der „Vegetation Mitteleuropas“ von H.Ellenberg und C.Leuschner nach neuestem Stand zusammengestellten Zeigerwerte sind im Internet frei zugänglich:
Ökogramm der mitteleuropäischen Waldgesellschaften
Baumstamm – Aufbau und Wachstum
Am Waldgraben
In unserem Exkursionsgebiet fallen an vielen Stellen feuchte bis nasse Bereiche mit typischen Nässezeigern und Zeigerpflanzen für Staunässe wie Wechselblättriges Milzkraut oder Sumpf-Segge auf. In den Gräben entlang der Wege steht oft Wasser, man sieht schon die Blätter von Sumpf-Schwertlilien, Flutendem Schwaden oder Bachbungen-Ehrenpreis. Einen Graben haben wir und genauer angeschaut:
Wasserwerte: pH 6.7 Nitrat 1 mg/L, Gesamthärte 5° dH
Tiere: Larven und Puppen der Stechmücke (Culex spec.), Köcherfliegen-Larven (vermutl. Gattung Limnephilus), 2 Wasserkäfer (Gattung Hydrophilus?), Wasserläufer (Gattung Gerris), Schlammschnecke (Radix balthica)
Quelle der beiden Abb.: Probst,W. (1993): Naturerleben. In: Homfeldt, H.-G. (Hrsg): Anleitungsbuch zur Gesundheitsbildung, S.140-196, Schneider-Verlag Hohengehren
Aufgaben
-
- Gehölze im Adelsreuter-Weißenauer Wald: Zusammenstellung der von uns gefundenen Gehölz-Arten mit Zeigerwerten. Erläutern Sie, welche ökologischen Aussagen über das Waldgebiet sich daraus ableiten lassen
- Essbare Wildkräuter: Es wurden Kräuter gesammelt, welche die SammlerInnen für möglicherweise essbar hielten. Ermitteln Sie zu allen gesammelten Kräutern die Zeigerwerte und leiten Sie daraus eine ökologische Aussage über den Sammelort ab. Wählen sie fünf essbare Wildkräuter aus und geben Sie einige Hintergrundinformationen zu ihrer möglichen Verwendung in der Küche und ihrem Wert für Gesundheit und Wohlbefinden.
- Lebensfomen/Überwinterung von Pflanzen: Geben Sie Beispiele für die verschiedenen Lebensformen, die wir auf unserer Exkursion angetroffen haben. Erläutern Sie den Lebenszyklus der Herbstzeitlose und geben Sie eine ökologische Bewertung.
- Wassergraben am Weg: Schildern Sie den Lebensraum „Wegbegleitender Wassergraben“ (pH, Gesamthärte, Nitratgehalt, Tierfunde)
Exkursionsziel NSG Dornacher Ried mit Häckler Ried, Häckler Weiher
Das Dornacher Ried wurde schon 1924 zum Naturschutzgebiet erklärt. 1937 wurde es um das Häckler Ried und den Buchsee erweitert. Zwischen Jungmoränenzügen liegt eine abwechslungsreiche Landschaft aus Hochmooren, Übergangsmooren, Niedermooren und Bruchwäldern.
Im 14 JH. kam das Häckler Ried in den Besitz des Klosters Weingarten. Durch Aufstau legten die Benediktinermönche einen großen Weiher zur Fischzucht an. Der Häckler Weiher wurde bis 1996 zur Karpfenzucht genutzt. In der zweiten Hälfte des 19. JH begann man die Feuchtgebiete zu entwässern, doch die landwirtschaftliche Nutzung außer der Nutzung für Streuwiesen war kein großer Erfolg. Im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen, die durch das LIFE-Programm der EU (L’Instrument Financier pour l’Environnement) gefördert wurden, sperrte man die Entwässerungsgräben durch 18 Spundwände ab. Dadurch konnte eine deutliche Wiedervernässung erreicht werden.
http://www.themenpark-umwelt.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/19148/?path=4422;6350;19134;
http://www.blitzenreute-seen.de/Massnahmen.176.0.html
Unterlagen
Aufbau eines Hochmoors
Hochmoor und Niedermoor, Vegetationsgeschichte
Torfmoos (Gattung Sphagnum)
Süßgräser (Fam. Poaceae) – Sauergräser (Fam Cyperaceae) – Binsen (Familie Juncaceae)
Diese drei „grasartig“ aussehenden Familien hielt man früher für nicht besonders eng verwandt, heute werden sie vor allem aufgrund molekulargenetischer Daten in eine Ordnung, die „Grasartigen“ (Poales) gestellt.
Aufgaben
- Zusammenstellung der typischen Merkmale der Heidekrautgewächse (Familie Ericaceae) und Steckbriefe der 6 von uns gefundenen Arten. Dabei sollen auch ihre ökologischen Ansprüche dargestellt werden
- Gegenüberstellung der Familien Süßgräser (Poaceae), Sauergräser (Cyperaceae) und Binsengewächse mit einigen von uns gefundenen Beispielen.
- Vegetationsaufnahme der Wiese: Vergleich des Artenspektrums von Wiese und Wiesenweg. Welche Arten kommen nur auf der Wiese, welche nur auf dem Weg vor? Begründe das ausschließliche Vorkommen mit besonderen Angepasstheiten.
Exkursionsziel Hepbacher-Leimbacher Ried, Raderacher Drumlinlandschaft
Das Hepbach-Leimbacher Ried wurde 1983 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das 46 ha große Gebiet gliedert sich in einen Kernbereich nördlich der Kreisstraße 7742 und das Untere Ried südlich dieser Straße. Die bis zu 10 m mächtigen Torfschichten weisen darauf hin, dass sich das Ried schon direkt nach dem Rückzug des Rheingletchers am Ende der letzten Kaltzeit zu bilden begann. Es stellt den Rest eines ehemals großen Niedermoorkomplexes dar, dessen bemerkenswerte Flora und Fauna durch die Streuwiesennutzung begünstigt wurde. Heute wird das Gebiet durch einen kleine Heckrinder-Herde „gepflegt“, die vom BUND Markdorf und seinem Vorstandsmitglied Franz Beer betreut wird.
Südlich wird das Gebiet von einer Reihe von Höhenzügen begrenzt. Diese auch als Drumlins bezeichneten Erhebungen sind aus Gletscherablagerungen hervorgegangen (Raderacher Drumlinlandschaft). Nördlich liegt der aus Molasseablagerungen gebildete Höhenrücken des Gehrenbergs, mit 754,6 m gut 300 m höher als die Riedflächen. Aus dem Ried entspringt die Brunnisach, die nach einem Lauf von 12 km bei Fischbach in den Bodensee mündet.
Aufgaben
- Die Panoramakarte gibt eine Vorstellung von der Landschaft um das heutige Markdorf am Ende der letzten Kaltzeit. Erläutere von dieser Darstellung ausgehend die Entstehung des Hepbach-Leimbacher Rieds, des größten Niedermoorkomplexes des Bodenseekreises.
- Niedermoore wurden in der Vergangenheit teilweise trockengelegt, um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen, teilweise wurden sie als Streuwiesen genutzt. Erläutere, welche Bedeutung Niedermoore für Naturschutz und Landschaftsökologie haben und welche Pflegemaßnahmen ihrem Erhalt dienen können.
- Im und am Hepbach-Leimbacher Ried sorgt eine Herde Heckrinder für die Landschaftspflege. Charakterisiere diese Rinderrasse und erkläre die Namensherkunft. Erläutere die vorteilhaften Auswirkungen der extensiven Beweidung durch Heckrinder, insbesondere auf die Biodiversität.
- Erläutere die ökologische Bedeutung von Feldhecken. Nenne und charakterisiere drei für die Hecke oberhalb des Hepbach-Leimbacher Rieds typischen Heckengehölze und eine Grasmückenart, die wir hören konnten.
http://markdorf.bund.net/natur/schutzgebiete/nsg_hepacher_leimbacher_ried/
Siehe auch:
Saumbiotope – Grenzen und Übergänge |
Exkursionsziel Pfrunger-Burgweiler Ried
Das Pfrunger-Burgweiler Ried ist mit 2600 ha nach dem Federseegebiet das zweitgrößte Moorgebiet Sudwestdeutschlands (Wikipedia). Von dieser großen Fläche sind heute immerhin noch ca. 150 ha als Hochmoorkomplexe erhalten. Es liegt an der Wasserscheide zwischen Rhein (Rotach) und Donau (Ostrach), 610 m ü.N.N. zwischen Molasse-Höhenzügen, deren höchster, der „Höchsten“, 837,8 m erreicht. Das Moorgebiet entstand aus einem See, der sich beim Rückzug des Rheingletschers bildete.
1824 wurde das Gebiet vom Königreich Württemberg der evangelishen Brüdergemeinde übereignet (Gründung von Wilhelmsdorf, nach König Wilhelm I von Württemberg). Die Bewohner begannen mit der Kultivierung des Moores (Entwässerung, Torfabbau). Seit 1996 ist der Torfabbau untersagt.
Empehlenswerte Literatur
Zier, Lothar (2.A.1998) Das Pfrunger Ried. Stuttgart. (zu beziehen durch das Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, email: shb@naturschutzzentrum-wilhlmsdorf.de)
http://www.igv-hirrlingen.de/dokumente/pfrunger%20ried%20wanderwege.pdf
https://www.google.de/#q=shb-naturschutzzentrum+pfrunger-burgweiler+ried