Inhalt
Programm
Thema: „Regionale Lebensräume in Oberschwaben“
Programm (Stand 12.04.2022), alle Exkursionen finden am Samstag statt, bitte an wetterangepasste Kleidung und stabile wasserfeste Schuhe, Sonnenhut und Sitzkissen denken. Möglichst Fernglas, Botanikerlupe, Kamera und Schreibzeug mitbringen. Exkursions- und Arbeitsmaterialien werden von den Dozenten mitgeführt oder vor den Exkursionen per E-Mail mitgeteilt. Vesperpause vor Ort während der Exkursion.
23.04.2022, Parkplatz Nessenreben Weingarten 7:30-12:30 Uhr
Wälder, Wiesen, Weiher am Stillen Bach und Rössler Weiher, Frühjahrsblüher und Gehölze im Wald, Streuobstwiesen, Singvögel, Wasservögel, Vogelzug, Amphibien, Arthropoden und Bodenfauna
Referent: Bertrand Schmidt
Achtung!Terminänderug wegen Regenwetter:
14.05.2022, Wanderparkplatz bei Appenweiler K7731, 13.30-17.30 Uhr
Lebensform Baum, ökologische Ansprüche von Waldbäumen und Waldkräutern, Gräben im Wald, Tierspuren
Infos über die Exkursion von 2018
Referent: Wilfried Probst
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04.06.2022, Wanderparkplatz Lochmoos, Ankenreute 08:00-13:30 Uhr
Nass- und Streuwiesen im Naturschutzgebiet Lochmoos und Altdorfer Wald, Schutzgebietsmanage-ment, Biberrevier mit Biberburg, Pflanzen, Amphibien, Falter, Ökologie der Feuchtgebiete
Referent: Bertrand Schmidt
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25.06.2022, Parkplatz Franz-Roth-Platz, Oberteuringen, 13:30 -17.30 Uhr
Baumgeschichten, Bestimmung und Bestimmungsschlüssel, Lebensraum Wiese, Leben in der Rotach
Referent: Wilfried Probst
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02.07.2022, Wanderparkplatz Steinacher Ried, 08:00-13:30 Uhr
Lebensraum Hoch- und Niedermoor, Torf, Moorschutz und Moorwald, Heidemoor, Torfstichgewässer, Libellen, Heuschrecken, Amphibien, Kräuter am Wegesrand
Referent: Bertrand Schmidt
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09.07.2022; Parkplatz Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, 10.00-16.00 Uhr
Pfrunger Burgweiler Ried, Landschaftsgeschichte und Moore, Insekten
Referentin und Referent: Margit Ackermann, Wilfried Probst
Dozenten mit Kontaktdaten:
Bertrand Schmidt, bertrand.schmidt@gmx.de, 0162-8020702
Wilfried Probst; wipro@kabelbw.de, 07546-406018
Treffpunkte
Treffpunkte Exkursionen mit Herrn Schmidt
Wanderparkplatz Lochmoos, L317 (Gde. Schlier)
Wanderparkplatz Steinach, Riedweg (Gde. Bad Waldsee)
Der Treffpunkt Parkplatz Nessenreben, Weingarten Schwimmbad (ohne Plan) ist über den Routenplaner leicht zu finden. Er liegt in 1 km Entfernung von der PH-Weingarten.
Treffpunkte Exkursionen mit Herrn Probst
Adelsreuter-Weißenauer Wald, Waldparkplatz an der K7731 östlich Appenweiler
Fahrt von Ravensburg auf der B 33 Richtung Meersburg bis Dürnast, dort links abbiegen nach Taldorf und weiter bis Appenweiler, dort links abbiegen Richtung Brochenzell, nach etw 300 m ist links ein kleiner Parkplatz am Waldrand
Oberteuringen, Ecke Jahnweg/Franz-Roth-Platz
Fahrt von Ravensburg auf der B 33 Richtung Meersburg bis Oberteuringen/Neuhaus, dort links ab auf der Teuringer Straße,
… die hinter dem Ortsschild in die Augustin Bea-Straße übergeht. Der Franz Roth-Platz liegt links.
Pfrunger-Burgweiler Ried, Parkplatz Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf
Informationen zu übergeordneten Inhalten und Zielen
Die große Bedeutung, die der biologischen Vielfalt für eine nachhaltige Entwicklung unseres Bioplaneten gegeben wird, steht in keinem Verhältnis zum Bildungsstand der Bevölkerung. Artenkenntnisse und grundlegende Kenntnisse heimischer Ökosysteme sind deshalb ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung, die durch Biologieunterricht vermittelt werden sollte. Und sie müssen deshalb auch ein wichtiger Bestandteil der Lehrer*innenausbildung sein. Es ist naheliegend und durch viele empirische Untersuchungen belegt, dass sich diese Kenntnisse am besten im Freien, also auf Exkursionen, erreichen lassen. Dabei geht es um alle Aspekte der biologischen Vielfalt.
Ein zentrales Ziel ist die Verbesserung der Formen- und Artenkenntnis. Dieses Ziel lässt sich natürlich durch sechs Exkursionen alleine nicht erreichen. Sie können nur Anstoß sein für eigene Aktivitäten. Ein erster Schritt ist die gründliche Nachbearbeitung anhand von Artenlisten, die für jede Exkursion aufgestellt werden. Kennt man einen Artnamen, so lassen sich mit dessen Hilfe über das Internet sehr viele Informationen über die Biologie und die ökologischen Ansprüche dieser Art gewinnen. Die Standortansprüche von Pflanzen werden sehr gut durch die auf empirische Grundlagen beruhenden Zeigerwerte (nach Ellenberg) wiedergegeben, die ebenfalls über das Internet zugänglich sind.
Diese ökologischen Ansprüche stehen in enger Beziehung zu Lebensraum und Lebensgemeinschaft, also zum Ökosystem, in das die jeweiligen Arten eingebunden sind. Unsere Exkursionen sollen deshalb auch einen Einblick in die Vielfalt der regionalen Ökosysteme vermitteln. Dabei ergeben sich enge Beziehungen zur Landschaftsgeschichte Oberschwabens, für die vor allem die letzte Kaltzeit (Würm) entscheidende Voraussetzungen lieferte. Die weitere nacheiszeitliche Entwicklung war ebenso geprägt von natürlichen Vorgängen wie von menschlichen Einflüssen. Diese menschlichen Einflüsse haben mit zunehmender Bevölkerungsdichte und vor allem mit Veränderungen der Siedlungsstruktur und der Landbewirtschaftung immer stärkerem Einfluss gewonnen und sind mittlerweile eine Bedrohung für die biologische Vielfalt geworden. Dies gilt nicht nur lokal, sondern global, was besonders an der treibhausgasbedingten Klimaerwärmung deutlich wird. Naturschutz bedeutet deshalb nicht nur den Schutz einzelner Arten, sondern vor allem den Schutz von Funktionsabläufen. Naturschutzmaßnahmen sollen helfen, regional und überregional eine für die Menschheit nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Der dritte Teilbereich der biologischen Vielfalt betrifft die genetische Vielfalt, die sich zum Beispiel in der Individualität aller Lebewesen ausdrückt. Diese genetische Vielfalt wird – wie die Artenvielfalt – durch Nivellierung bestimmter Umweltfaktoren gefährdet. Wichtigster Punkt ist hier das hohe Nährmineral-Angebot aller terrestrischen und aquatischen Lebensräume. Es gibt kaum noch oligotrophe Gewässer, Magerrasen oder Hochmoore.
Methoden
Selbständiges bearbeiten von Aufgaben, Gruppenarbeit, Naturerlebnisse; für jede Exkursion erstellen einer Artenliste
Studienleistung
Anfertigen eines Exkursionsprotokolls, auch in Form eines Portfolios, in dem zu jeder Exkursion mindestens zwei Objekte, Themen oder Aktivitäten etwas ausführlicher ausgearbeitet werden.
Bei der Erstellung eines Portfolios sollten folgende Aspekte beachtet werden: Verbindung des Lernprozesses und des Lernproduktes, Handlungsorientierung , selbstreflexivität des Lernens, Kompetenz- statt Defizitorientierung
Die Protokolle/Portfolios sollen bis Ende Juli – am besten in elektronischer Form – abgegeben werden.
Wetter
Für mich ist Regen sehr schlecht, ich muss mir deshalb die Möglichkeit offenhalten, bei Regenwetter Exkursionstermine zu verschieben. Das werde ich über E-Mail mitteilen.
Kommentare und Fragen – während den Exkursionen und danach – sind erwünscht!
14. und 16. Mai 2022 – Im Frühlingswald bei Appenweiler
Der Adelsreuter-Weißenauer Wald
Die Artenzusammensetzung dieses Waldes ist sehr vielfältig. Das lichte Hellgrün frisch ausgetriebener Laubbäume mischt sich mit verschiedenen Nadelbäumen und vielen verschiedenen Straucharten an Waldrändern und Wegrändern. Vegetationskundlich gesehen handelt es sich um einen Buchen-Tannenwald, dessen Artenzusammensetzung aber durch forstliche Maßnahmen ergänzt bzw. verändert wurde.
Größere zusammenhängende Waldgebiete sind im heutigen Oberschwaben ziemlich selten. Im Laufe der mehrtausendjährigen Siedlungsgeschichte ist die typische kleinräumige Landschaft aus Feldern – heute vielfach Obstplantagen -, Wiesen und kleinen Waldstücken entstanden. Das größte Waldgebiet, der Altdorfer Wald etwa zwischen Vogt und Wolpertswende gelegen, hat immerhin eine Längsausdehnung von ca. 17 km. Dagegen ist das Waldgebiet , das sich am westlichen Rand des Schussenbeckens etwa von Ravensburg bis Meckenbeuren erstreckt, mit knapp 8 km deutlich kleiner. Die geplante Umgehungsstraße für Meckenbeuren könnte es noch weiter verkleinern.
Trotzdem kann man in diesem Wald stundenlang wandern. Mehrere Bäche – zum Beispiel der von Appenweiler kommende Mühlbach – entwässern das Gebiet zur Schussen hin. Sie haben sich zum Teil ziemlich tief in die Jungmöräne eingeschnitten.
Exkursionsweg und wichtige Stationen
(1) Bäume blind ertasten und wiederfinden
Material: Schlafbrillen, Leintuch, Namensschilder für Baumarten
Schärfung des Tastsinns bei Ausschließen des optischen Sinns; erhöhte Geräuschempfindlichkeit
Auswertung: Jede*r bringt von seinem Baum etwas Charakteristisches >> Objekt auf Laken auslegen, Artenunterschiede, Individualität der Baumarten: Beschaffenheit der Borke, besondere Spuren; z.B. Astlöcher, Verletzungen, Tierspuren.
Unsere Arten: Wald-Kiefer, Sommer-Linde, Rot-Buche, (Samstag:) Rot-Fichte
(2) Am Wassergraben
Auf dem rötlich braun gefärbten, ziemlich trüben Wasser tummeln sich zahlreiche Wasserläufer. Immer wieder kommen dunkle Tiere an die Oberfläche, die wir aber nicht fangen können (vermutlich Ruderwanzen). Die Wasserfarbe kommt durch oxidierte Eisenionen zustande.
Um den ganzen Grabenbereich wachsen dichte Bestände der Schlank-Segge (Carex acuta) – Sauergras mit dreikantigen Stängel und gleichzeitig gestellten Blättern, Vertreter der Verschiedenenährigen Seggen, bei denen männliche und weibliche Blüten in unterschiedlichen Ähren angeordnet sind. Bei den Gleichährigen Seggen enthalten alle Ähren männliche und weibliche Blüten. Wir registrieren: Winkel-Segge (Carex remota) und Zittergras-Segge (Carex brizoides).
Pflanzen mit besonderem Duft:
Ross-Minze (Mentha longifolia), einer Stammart der Pfeffer-Minze (Mentha x piperita)
Mentha x piperita entstand aus Mentha x spicata x Mentha aquatca, Mentha x spicata aus Mentha longifolia x Mentha rotundifolia
Sumpf-Mädesüß (Filipendula ulmaria): vor allem die unterirdischen Pflanzenteile riechen stark nach Methylsalicylsäure (=Salicylsäuremethylester oder Methylsalicylat), wegen seiner desinfizierenden Wirkung als Zusatzstoff in Zahnpasta und Kaugummis eingesetzt.
(3) Bäume zählen
Ziel: quantitative Abschätzung der Baumarten-Zusammensetzung eines Waldes
Wie könnte man vorgehen? Eine Möglichkeit wäre die Auszählung mehrerer Probequadrate, Mittelwertbildung und eure gesamte Waldfläche. Wir wählen die Transitmethode.
Material: Leintuch; mindestens 30 m lange Wäscheseile
Man kann darauf verzichten und sich stattdessen an die Regel halten, in jeder Zweiergruppe Blätter von 10 Baumindividuen einzusammeln, die etwa in einer Linie senkrecht zum Weg stehen.
Auswertung: Die Blätter (oder andere Objekte einer Baumart) werden zunächst am unteren Ende des Leintuchs nach Arten sortiert, dann werden die Blatthaufen der Größe nach geordnet und dann werden die Blätter zu Säulendiagramm angeordnet. Dabei muss darauf geachtet werden, dass für jedes Blatt/Objekt unabhängig von seiner Größe gleich viel Platz verwendet wird. So erhält man ein Säulendiagramm der Artenhäufigkeit.
(4) Berechnung der Kohlenstoffspeicherung von Bäumen
Ziel: quantitative Abschätzung der Kohlenstoffspeicherung durch Laubbäume
Material: Arbeitsblatt, Zollstock, 2-3 m lange Schnur,
Wie geht man vor? Besprechung auf der Grundlage des Arbeitsblattes
Auswertung: Wann sind Wälder Kohlenstoffsenken, wann Kohlenstoffquellen? Diskussionen zur Waldbewirtschaftung; eventuell Abschätzung: wie viel CO2 wird von einem Pkw bei der Fahrt von Weingarten nach Appenweiler freigesetzt.
(5) Lebensräume der Gelbbauchunke
In ausgedehnten Pfützen auf dem Weg und im angrenzenden Graben können wir Gelbbauchunken beobachten. Es sind sehr kleine Tiere, vermutlich vom letzten Jahr. Unken werden erst im zweiten Jahr geschlechtsreif gereichen dann ihre Größe von bis etwa 5 cm. Kaulquappen konnten wir nicht sehen, am Samstag beobachteten wir auch einige größere Tiere.
(6) Wachstum und Alter von Bäumen
Ziel: Altersbestimmung von Bäumen durch Auszählen der Jahresringe
Material: Stecknadeln, Papierfähnchen zur Beschriftung
Auswertung: Aus der Dicke der Jahresringe kann man Aussagen über die Wachstumsbedingungen machen; Jahresringechronologie; zum Auszählen der Jahresringe verwendet man Stecknadeln, die man alle fünf oder zehn Ringe einsteckt; man kann besondere Daten mit Fähnchen versehen (zum Beispiel Geburtsjahre)
Rinde aus Borke und Bast, Kambium, Holz; Kambium; Periderm: v.i.n.a. Phelloderm,Phellogen (Korkkambium),Phellem, Lentizellen.
(7) Ess-Kastanien und Rosskastanien
An der Wegeinmündung stehen sich eine Rosskastanie und eine Ess-Kastanie gegenüber. Warum die unterschiedliche Schreibweise? Die beiden „Kastanien“ sind nicht mehr miteinander verwandt. Die Rosskastanie, genauer die Art Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) gehört zu den Seifenbaumgewächsen, „Rosskastanie“ bezeichnet also eine Gattung. Die Ess-Kastanie (Castanea sativa) auch auch Echte Kastanie genannt, bezeichnen eine Art aus der Gattung Kastanie . „Ess-“ bzw. „Echte“ ist der Artzusatz oder das Epitheton. Wenn man auf diesen Unterschied zwischen Art- und Gattungsbezeichnung auch bei der Schreibweise der deutschen Namen achtet, geben Sie den Sachverhalt so exakt wieder wie die wissenschaftlichen Namen. In wissenschaftlichen Bestimmungsbüchern wird dies deshalb normalerweise so gehandhabt.
(8) Mein Kraut in der Suppe
Jahrhunderttausende lebten die Menschen und ihre Vorfahren als Jäger und Sammler, vermutlich meist mehr als Sammler. Sie ernährten sich von Wildpflanzen, ihren Früchten, Speicherorganen, aber auch Blättern und Blüten. Das Sammeln ist also die ursprünglichste Form der Nahrungsbeschaffung. Erst vor 10-15.000 Jahren haben die ersten Menschen damit begonnen, Ackerbau zu betreiben und Haustiere zu züchten. Man kann deshalb davon ausgehen, dass sich die lange Praxis des Sammelns von Nahrungsmitteln auch in den Genen des Menschen niedergeschlagen hat, dass es eine genetische Disposition zur Sammelleidenschaft gibt. Besonders deutlich wird das vielleicht heute noch beim Pilzesammeln.
Aber auch ein selbst gesammeltes Kraut zu essen kommt einem sehr ursprünglichen Bedürfnis entgegen. Außerdem verbindet man mit Kräutern meist, dass diese etwas Gutes tun, der Gesundheit, dem Aussehen oder dem Wohlbefinden förderlich sind. Diese überragend wichtige Rolle entspricht der traditionellen Bedeutung der Kräuter in unserer Gesellschaft, die sie allerdings in den letzten 100 Jahren eingebüßt haben. Gegenwärtig erfährt das Wildkräuter sammeln. Ihre Verwendung in der Küche allerdings eine Renaissance. Das kann man an der sehr großen Zahl entsprechender Bücher mit Sammelanleitungen und Rezepten ableiten. Trotzdem kennen die meisten Leute Kräuter nur von der Kräuterecke im Supermarkt, allenfalls noch vom eigenen Garten, kaum aus der freien Natur. Die uralte Tradition der Pflanzenkenntnis – Erfahrungen, die über Jahrtausende weitergegeben wurden – sind weit gehend verloren gegangen. Wenn wir Kräuter sammeln, um sie nachher zu essen, dann treten wir in eine uralte Tradition ein. Kindern und Jugendlichen kann diese Übung den Zugang zur Pflanzenvielfalt erleichtern.
Vorgehensweise
- Sammeln („Sammle fünf Kräuter, die du gerne essen würdest“)
- Bestimmen (Die gesammelten Kräuter werden nach Arten sortiert und bestimmt. Die Bestimmungsergebnisse sollten durch einen Experten abgesichert werden)
- Auswählen (Einige essbare Arten werden ausgewählt; Informationen über die Verwendbarkeit man zum Beispiel im Internet: Eingabe: Pflanzenname und „essbar“)
- Ergänzung für den Kochtopf (Von den ausgewählten Arten wird so viel gesammelt, wie für die Zubereitung einer entsprechenden Mahlzeit benötigt wird)
Aus hygienischen Gründen ist es ratsam, im Wald oder im Gelände gesammelte Kräuter nicht roh zu genießen, also zum Beispiel in Salaten, Kräuterquark oder Smoothies. Empfehlenswert sind Kräutersuppen oder Gemüse, bei denen das Sammelgut nach dem Waschen auch noch erhitzt werden muss.
Tierspuren
Minen
„Minen [von franz. mine = Bergwerk], Hyponomien, Nomien, durch Fraß (Minierfraß) von meist Larven der Insekten (Minierer) in parenchymführenden Pflanzenteilen (Grundgewebe) entstandene Hohlräume, deren Form, gelegentlich auch die Art und Weise der Kotablagerungen, oft schon die Identifikation der Erzeuger (Zweiflügler, Klein-Schmetterlinge, Käfer, Blattwespen) ermöglicht“ (Definition aus Spektrum Lexiokon der Biologie).
Pflanzengallen
Pflanzengallen sind besondere, oft sehr differenzierte Strukturen, die von Pflanzen aufgrund von Reizen gebildet werden, die vonTieren oder Pilzen ausgehen. Die Bildungen dienen diesen Parasiten als Nahrung, zum Beispiel den Larven der Buchengallmücke (Mikiola fagi), die ihre Eier in Buchensblätter legt. Den Pflanzen nützen die Gallbildungen nichts, weshalb der Philosoph Erich Becher auh von„fremddienlicher Zweckmäßigkeit“ gesprochen hat.
Außer den Zitzengallen der Buchengallmücke haben wir auch noch Gallen an den Blättern des Giersch beobachtet, die von Blattflöhen (Trioza flavipennis) verursacht werden.
Blattfraß
Die häufigsten Tierspuren an Pflanzen, insbesondere an Blättern, sind Fraßspuren. Im Mai kann man fast an jedem Strauch des Gewöhnlichen Schneeballs (Viburnum opulus) die Fraßspuren des Schneeballblattkäfers (Pyrrhalta viburni) beobachten. Und wenn man genauer hinschaut– zum Beispiel mit der Botanikerlupe –, kann man auch die kleinen, schwarzgrauen Käferlarven erkennen.
Zusätzliche Infos und Materialien zu den Exkursionsthemen
Die Lebensform Baum
Wachstum
Alle Pflanzen wachsen, solange sie leben. Dieses Wachstum geht in jedem Fall von den Bildungsgeweben (Meristemen) an den Spitzen der Wurzeln und Sprossachsen aus. Bei vielen Pflanzen gibt es außerdem ein sogenanntes sekundäres Dickenwachstum, für das ein ringförmiges Bildungsgewebe verantwortlich ist, das Kambium. In den Bildungsgeweben finden ständig Zellteilungen statt. Durch starkes Streckungswachstum der jungen Zellen kommt dann der eigentliche Wachstumsschub zustande. Während dieses Streckungswachstums differenzieren sich die Zellen in unterschiedliche Gewebe. Während das Längenwachstum eines Baumes und eines Zweiges auf die Spitzenregion beschränkt ist, sind alle Achsenorgane in ihrer gesamten Länge zu Dickenwachstum in der Lage. Diese kontinuierliche Verdickung führt dazu, dasProbst)s ein Stamm einer zweikeimblättrigen Pflanze – dies gilt ebenso für die Nacktsamer – in seinen ältesten, also untersten Teilen, am dicksten ist und nach oben – entsprechend der Zeit, die das Kambium tätig war – immer dünner wird. Durch die Aktivität von Gipfelmeristem und Kambium wird jedes Jahr ein Zuwachskegel gebildet.
Da während der Wintermonate ein Wachstumsstopp eintritt und auch in den übrigen Jahreszeiten der Zuwachs nicht ganz gleichmäßig verläuft, kann man im Querschnitt jährliche Zuwachsringe beobachten. Mit diesen Jahresringen lässt sich das Alter eines Stammes oder Astes bestimmen. Aber je nach Umweltbedingungen fallen diese Zuwachsringe auch unterschiedlich dick aus. Sie sagen deshalb auch etwas die Lebensgeschichte des Baumes, Klima, Krankheiten Konkurrenz aus.
Borkenbildung
Nach innen werden von dem Kambiumring wasserleitende Elemente abgegeben – das sogenannte Holz oder Xylem (von gr. xylon = Holz) – nach außen das Assimilate Leitende Phloem (von gr. phlóos = Bast, Rinde).
Mit zunehmendem Dickenwachstum wird die primäre Rinde des jungen Stammes gesprengt. Es muss deshalb ein sekundäres Abschlussgewebe entwickelt werden. Dies geschieht über ein weiteres neu entstandenes Bildungsgewebe, das sogenannte Korkkambrium. Da sich aus bereits differenzierten Rindenzellen entwickelt, spricht man auch von einem sekundären Bildungsgewebe. Dieses Phellogen oder Korkkambium gibt nach außen meist verkorktes Phellem und nach innen Phelloderm ab. Die drei Gewebe zusammen werden als Periderm bezeichnet. Dieses Gewebe kann langlebig sein – zum Beispiel bei der Rot-Buche – oder schon nach einigen Jahren absterben und dann in tiefer liegenden Rindenschichten durch ein neues Periderm ersetzt werden. Dieses Folgeperiderm kann ringförmig oder schuppenförmig angeordnet sein. Durch die undurchlässigen Phellemschichten sterben die außerhalb liegenden Gewebe ab und werden bei weiterem Dickenwachstum meistens rissig (Borkenbildung).
Da diese Borkenbildung sehr unterschiedlich ablaufen kann, unterscheiden sich die Oberflächen von Stämmen, Ästen und Zweigen der Bäume stark. Sie sind ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung von Arten, aber sie unterscheiden sich auch von Individuum zu Individuum. Den die Veränderungen der äußeren Rinde sind abhängig von der Lebensgeschichte und den Umweltbedingungen des jeweiligen Baumes. Eine große Rolle spielt der Standort (Wald oder freistehend, Hang oder Ebene), aber auch der Einfluss von Krankheiten und anderen tierischen oder pflanzlichen Lebewesen und mechanischen Verletzungen.
Die Rinde umgibt den ganzen Baum oder Strauch und schützt ihn vor physikalischen oder biologischen Umwelteinflüssen. Schnee habe Wärmefrost UV-Strahlen oder schädliche Chemikalien werden durch die Rinde vom empfindlichen Kambium ebenso abgehalten, wie Insekten, Vögel, Säugetiere, Pilze und Bakterien. Deshalb bedeuten Verletzungen der Rinde für Bäume eine ähnliche Gefahr wie Hautverletzungen bei Menschen.
Eine weitere wichtige Funktion ist die Speicherung von gefährlichen Abfallstoffen in den abgestorbenen äußeren Bereichen der Rinde, der Borke. Die Gerbstoffe, Schleime und Harze dienen gleichzeitig als Abwehrstoffe gegen Schädlinge.
Kohlenstoffspeicherung
Es ist unbestritten, dass Wälder den größten Teil der in terrestrischer Biomasse enthaltenen rund 2000 Gt (Gitatonnen) Kohlenstoff speichern. Dafür ist vor allem das Holz verantwortlich. Im Laufe der Menschheitsgeschichte musste ein großer Teil der Wälder der landwirtschaftlichen Nutzung weichen. Dieser Prozess hat in den alten Kulturregionen Naher Osten, Indien, China und dem Mittelmeerraum schon vor mehreren Jahrtausenden begonnen. Dann setzte er sich im nördlichen Europa und in den Kolonialgebieten fort und erfuhr durch die Industrialisierung eine weitere Beschleunigung. Der Erhalt von Waldökosystemen ist deshalb auch im Sinne des Klimaschutzes ein wichtiges Ziel.
Für die Kohlenstoffbilanz ist aber auch wichtig, ob die natürlichen Speicher schon voll sind bzw. ihre maximal mögliche Größe erreicht haben, oder ob sie noch mehr Kohlenstoff aufnehmen können. Zum zweiten ist von Bedeutung, inwieweit auch das geerntete Holz als Kohlenstoffspeicher erhalten bleibt.
Durch Naturschutzmaßnahmen und Aufforstungsprogramme gibt es verschiedene Möglichkeiten, die natürlichen Speicher zu vergrößern:
- Erhöhung der Speicherkapazität durch Waldschutz
- Erhöhung der Biomasse in Wirtschaftswäldern durch forstwirtschaftliche Maßnahmen
- Aufforstung bisher waldfreier Gebiete
Zum zweiten Punkt kann die Verwendung von Holz als langlebiger Rohstoff beitragen. Dies gilt am ehesten für Bauholz (ca. 100 Jahre und mehr), in geringerem Ausmaß für Holz, das für Möbel und andere Gebrauchsgegenstände genutzt wird (ca.20 Jahre, beide Werte nach Schönauer 2011, Bundestagsvorlage), noch weniger für Holz, das für die Papierherstellung genutzt wird. Da derzeit allerdings in Deutschland fast 70 % des Papiers recycelt werden (Papierkompass 2013), ergibt sich auch hier noch ein gewisser Speicherwert. Dabei muss man allerdings den hohen Energiebedarf der Papierfabriken berücksichtigen. Selbst für Brennholz lässt sich ein positiver Wert errechnen, wenn man davon ausgeht, dass es als Ersatz für fossile Brennstoffe genutzt wird. Die Kohlenstoffmenge, die ein Baum speichert, lässt sich durch ein relativ einfaches Verfahren abschätzen.
Beispiele für essbare Wildkräuter
Art | Essbare Pflanzenteile | Verwendung |
Acker-Gänsedistel | weiche junge Blätter (bitterer Geschmack) | Salate, Gemüse, Suppen |
Acker-Kratzdistel | junge Sprosse und Blütenkopfstiele | Gemüse, Suppen |
Bachbungen-Ehrenpreis | junge Blätter und Sprosse vor der Blüte | Salatwürze, Suppen |
Barbarakraut | junge Blätter | Salate, Gemüse, Suppen, (senfartiger Geschmack) |
Blutweiderich | junge Blätter und Blüten | Salate,Gemüse |
Breitblättriger Rohrkolben | junge Sprosse drei bis acht Minuten lang in Salzwasser kochen | Gemüse |
Echte und HoheSchlüsselblume | innere Rosettenblätter vor der Blüte (im Frühling) | Salate, Gemüse, Suppen |
Echter Dost (Oregano) | Blätter, junge Blütenstände | (Pizza-) Gewürz, Suppen |
Echtes Mädesüß | Blüten | Aromatisierung von Wein, Fruchtsaft |
Gänseblümchen | innere Rosettenblätter, Blütenknospen und junge Blüten | Salate, Gemüse, Suppen |
Geißfuß / Giersch | junge Blätter | Salate, Gemüse, Suppen |
Gemeine Braunelle (sehr häufig in Rasen und oft gemähten Wiesen) | junge Blätter | Salate, Gemüse, Suppen |
Gemeine Schafgarbe | junge Blätter und Blüten | Salate, Gemüse, Suppen |
Gemeiner Beinwell | junge Blätter | Salate, Gemüse, Suppen |
Gewöhnlicher Beifuß | ab Juli: blütenreiche Triebe | Gewürz für fette Braten, Soßen, Suppen |
Große Brennnessel | junge Blätter und Triebe | Gemüse, Suppen |
Große Klette | geschälte junge Blattstiele werden wie Spargel gegessen, geschälte Wurzel | Gemüse |
Gundermann | junge Triebe und Blätter | Salate, Gemüse, Suppen, Tee |
Guter Heinrich | Blätter | Gemüse (Spinat-Ersatz) |
Hirten-Täschelkraut | junge Blätter vor der Blüte; nicht verwenden, wenn sie durch Pilzbefall weiß gefärbt sind | Salate, Gemüse, Suppen |
Huflattich | junge Blätter | Salate, Gemüse, (Rouladen) |
Kleinblütiges Knopfkraut | junge Triebe | Gemüse, Suppen |
Kleiner Wiesenknopf, Bibernelle | Blatter, junge Triebe | Salate, Gemüse, Suppen, Soßen, Eiergerichte |
Knoblauchsrauke | nicht zu alte Blätter | Gemüse, Soßen, Suppen |
Kohl-Kratzdistel | Blätter und Wurzelstock, Blütenstandsknospen | Gemüse,Wurzelstock getrocknet und gemahlen als Eindickmittel |
Kriechender Günsel | Blätter, Stängel, Blüten | Salate, Gemüse, Suppen, Tee |
Lungenkraut | Frühlingsblätter | Salate, Gemüse, Suppen |
März-Veilchen | junge Blätter, Blüten | Salate, Gemüse, Suppen |
Meerrettich | Wurzel geraspelt oder in Scheiben geschnitten | Salate, Gemüse, Suppen (sehr scharf) |
Pastinak | Pfahlwurzel kann wie eine Möhre genutzt werden; Blätter und junge Sprosse | Gemüse, Suppen |
Rainkohl | junge Sprosse und Blätter | Salate, Gemüse, Suppen |
Sauer-Ampfer | Blätter | Salate, Gemüse, Suppen |
Schmalblättriges Weidenröschen | junge Triebe (später sehr bitter!) | Gemüse |
Spitz-Wegerich | junge Blätter, deren Leitbündel-fasern noch nicht zu zäh sind | Salate, Gemüse, Suppen |
Thymian | Blätter, junge Blütenstände | Gewürz für Soßen, Suppen, Gemüse |
Vogel-Sternmiere | Blätter; ganze Sprosse | Salate, Gemüse, Suppen |
Wald-Engelwurz | junge Stängel und Blätter | Gemüse |
Wasser-Minze | Blätter und Blütenstände | Tee, Salate (Würze) |
Weißer Gänsefuß | Blätter | Gemüse |
Wiesen-Kerbel | junge Blätter | Salate, Gemüse,Suppen |
Wiesen-Schaumkraut und andere Schaumkraut-Arten | nicht zu alte Blätter, Blüten und Blütenknospen | besonders Salate (kresseartiger, scharfer Geschmack) |
Wilde Malve / Weg-Malve | junge Blätter und Triebe | Salate, Gemüse, Suppen |
Pflanzenfamilien
Für das Bestimmen und Wiedererkennen von Pflanzen sind die Familien, in manchen Fällen auch die Gattungen, besonders wichtig und hilfreich. Wer die in den Kästchen vorgestellten acht in der heimischen Flora häufigen und gut charakterisierten Familien wiedererkennt, wird sich mit dem Einstieg in die Artenkenntnis der Pflanzen leichter tun.
Korbblütengewächse (Asteraceae)
Vorwiegend Kräuter und Halbsträucher
Charakteristisches Merkmal sind ihre Blütenstände: Viele Einzelblüten sind zu Körbchen oder Köpfchen vereinigt, die gemeinsam oft wie eine Blüte wirken. Um die Einzelblüten zu erkennen, muss man genau hinschauen. Es gibt Blüten mit röhrenförmiger Blütenkrone und solche mit einer lang ausgezogenen Zunge. In manchen Blütenköpfchen kommen nur Röhrenblüten, in anderen nur Zungenblüten, in wieder anderen beide Blütentypen vor. Alle Blütchen haben einen unterständigen Fruchtknoten. Bei manchen besteht der Kelch aus einem Haarkranz, der auch Pappus genannt wird und später – wie beim Löwenzahn – als Flugorgan zur Verbreitung der Früchte dient.
Korbblütengewächse sind mit 21.000 Arten die artenreichste Pflanzenfamilie der Erde. Unter den mitteleuropäischen Wildpflanzen gehören zu dieser Familie so bekannte Vertreter wie Löwenzahn, Gänseblümchen, Margerite oder Flockenblumen und Disteln. Daneben zählen wichtige Salat- oder Gemüsepflanzen wie Kopfsalat, Endivie oder Schwarzwurzel und bekannte Zierpflanzen wie Aster, Zinnie, Dahlie oder Sonnenblume zu den Korbblütengewächsen. Wieder andere sind als Heilpflanzen bekannt wie Kamille, Huflattich oder Arnika.
Doldenblütengewächse (Apiaceae)
Vorwiegend Kräuter und Halbsträucher
Charakteristisch sind die fast immer als Doppeldolden ausgebildeten Blütenstände mit meist weißen, seltener gelben Blüten. Oft sind die außenstehenden Kronblätter vergrößert, sodass die ganze Doppeldolde wie eine Einzelblüte aussieht. Aus dem aus zwei Fruchtblättern zusammengesetzten Fruchtknoten bilden sich samenähnliche Früchte (z. B. Kümmelkörner oder Fenchel“samen“), bei denen Fruchtwand und Samenschale miteinander verwachsen sind). Die Blätter sind oft stark aufgeteilt (wie bei der Petersilie) und haben einen stängelumfassenden Stielgrund. Beim zerreiben kann man häufig einen aromatischen Duft wahrnehmen.
Zu der Familie gehören viele ähnlich aussehende Arten wie Wiesen-Kerbel, Kälberkropf-Arten, Wilde Möhre und Wilder Kümmel und der in Gärten wenig beliebte Giersch mit seinen ausbreitungsfreudigen unterirdischen Kriechsprossen. Gemüsepflanzen und Küchenkräuter sind Karotte (Möhre, Gelbe Rübe), Petersilie, Sellerie, Koriander, Kümmel und Kreuzkümmel. Vor allem Fenchel und Anis werden auch als Heilkräuter eingesetzt.
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)
Vorwiegend Kräuter und Halbsträucher
Charakteristisch sind die aus fünf verwachsenen Kronblättern gebildeten zweilippigen Blüten mit nur einer Symmetrieebene. Die flache Unterlippe dient als Landeplatz für Bestäuber, die Oberlippe umschließt meist mehr oder weniger vollständig Staubblätter und Griffel. Die Sprossachsen sind meist vierkantig mit ungeteilten, gegenständigen Blättern, wobei die aufeinanderfolgenden Blattpaare um 90° gegeneinander verdreht sind („kreuzgegenständig“). Viele Lippenblütler verströmen schon bei leichter Berührung einen aromatischen Duft.
Kriechender Günsel und Gundermann blühen im Frühjahr auf Rasenflächen, wenn man sie nicht zu oft mäht, später auch die Kleine Braunelle. Taubnesseln sind häufig an Wegrändern, Wiesen-Salbei auf wenig gedüngten Wiesen, Wald-Ziest auf Wald-Lichtungen und an Waldwegen. Wegen ihrer etherischen Öle werden viele Lippenblütler als Gewürzpflanzen, Heilpflanzen oder Duftpflanzen genutzt, zum Beispiel Pfefferminze und andere Minzenarten, Majoran, Basilikum, Thymian, Bohnenkraut, Rosmarin, Salbei, und Lavendel.
Kreuzblütengewächse, Kohlgewächse (Brassicaceae)
Vorwiegend Kräuter
Der Name beschreibt die vier kreuzförmig angeordneten Kronblätter. Die Blüten sind meist in Trauben angeordnet, die oft an der Spitze sehr lange weiter wachsen. Aus den zwei Fruchtblättern entwickeln sich Schoten, wenn sie kürzer als dreimal so lang wie breit sind, spricht man von Schötchen. Die wechselständigen Blätter sind oft tief eingeschnitten, manchmal gefiedert. Häufig bildet sich eine grundständige Blattrosette aus. Typisch für Kreuzblütler ist ihr scharfer Geschmack, der auf den Gehalt an Senfölen zurückgeht und ihre Nutzung als Gewürz- und Gemüsepflanzen begründet.
Häufige Wildpflanzen sind Hirten-Täschelkraut, Hellerkraut, Schaumkraut-Arten, Hederich, Barbarakraut und Acker-Senf. Die zahlreichen verschiedenen Kohlgemüse gehen fast alle auf die Stammart Gemüse-Kohl zurück und sind der Grund dafür, dass die Kreuzblütengewächse auch Kohlgewächse genannt werden. Weitere Gewürz-, Salat- und Gemüsepflanzen sind Rettich und Radieschen, Kohlrübe, Kresse, Senf und der als Ölsaat bedeutende Raps. Abgeerntete Getreidefelder werden im Herbst oft mit Öl-Rettich oder Weißem Senf eingesät.
Das wichtigste Pflanzenmodell in der Pflanzenphysiologie und Pflanzengenetik ist das Kreuzblütengewächs Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana).
Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Kräuter und Halbsträucher
Charakteristisch sind gabelig verzweigte Sprosse (Dichasien), bei denen in jeder Gabel eine Blüte sitzt. Die 5-zähligen Blüten sind eher flach wie bei den Mieren oder sie bilden eine lange Blütenkronenröhre wie bei den Leimkräutern oder den Nelken. Aus den Blüten bilden sich trockene Kapselfrüchte. Die Blätter sind gegenständig, meist ziemlich klein, schmal und oft ungestielt.
Mieren, Sternmieren und Hornkräuter haben kleine bis mittelgroße weiße, sternförmige Blüten. Leimkräuter haben in Platte und Nagel gegliederte freie Kronblätter, die schmalen Teile bilden in dem verwachsenen Kelch eine lange Röhre. Niederliegendes Mastkraut und Klebriges Bruchkraut sind typische Pflasterritzenpflanzen. Von der aus Südeuropa stammenden Garten-Nelke gibt es viele, meist gefüllte, weiß, rosa oder rot blühende Zuchtformen. Sie dienten oft als Bouttonière (Blume im Knopfloch des Jackenrevers).
Rosengewächse (Rosaceae)
Kräuter, Sträucher und Bäume
Blüten mit 5 Kronblättern und 5 Kelchblättern, teilweise mit Außenkelch, zahlreichen Staubblättern und ein bis vielen immer unverwachsenen Fruchtblättern. Sie entwickeln sich zu Nüsschen (bei Erdbeeren auf der fleischig verdickten Blütenachse, bei der Nelkenwurz Nüsschen mit einem Kletthaken), Sammelsteinfrüchten (Himbeere), Steinfrüchten (Kirsche) oder Apfelfrüchten. Die wechselständigen Blätter sind oft geteilt und haben am Blattgrund Nebenblätter. Bei den meisten Obstbäumen sind sie ungeteilt.
Häufige heimische Arten sind Echte Nelkenwurz, Kriechendes Fingerkraut, Wald-Erdbeeren, und als Gehölze Schlehen und Trauben-Kirschen. Wichtige Kulturpflanzen sind Obstbäume (Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Pflaumen (Zwetschgen), Mirabellen, Pfirsiche, Aprikosen) und Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren). Eine häufige Gartenheckenpflanze ist die immergrüne Lorbeer-Kirsche aus Südosteuropa und dem Vorderen Orient.
Bohnengewächse, Schmetterlingsblütengewächse (Fabaceae)
Kräuter, Sträucher und Bäume
Der Name geht auf die typischen Samen, die Bohnen, und auf den charakteristischen Blütenbau aus Fahne, zwei Flügeln und einem aus zwei Kronblättern verwachsenen Schiffchen zurück. Aus dem einzigen Fruchtblatt der Blüten entwickelt sich jeweils eine Hülse, weshalb die Familie auch als „Hülsenfrüchtler“ bezeichnet wird. Die Blätter sind häufig gefedert oder gefingert und haben meist am Stielgrund Nebenblätter.
Zu der Familie gehören die Klee-Arten mit dreizähligen Blättern, besonders häufig sind der Weiß-Klee und der Wiesen-Klee, und andere Gattungen, die im Gattungsnamen ebenfalls die Bezeichnung „Klee“ tragen, wie Hornklee, Steinklee, Wundklee und Schneckenklee. Weitere Gattungen sind Wicken – zum Beispiel die Zaun-Wicke und Platterbsen – zum Beispiel die Wiesen-Platterbse. Als Kulturpflanzen sind vor allem Bohnen, Erbsen, Kichererbsen und Linsen zu nennen, vorwiegend als Futterpflanzen werden Luzerne (Alfalfa) und Esparsette angepflanzt. Die weltweit wichtigste Kulturpflanze aus der Familie ist die Sojabohne. Häufige, nicht ursprünglich heimische Gehölze sind Robinie (Scheinakazie), Goldregen und die Liane Blauregen.
Lilienverwandte
Vorwiegend Kräuter
Die frühere Familie der Liliengewächse wurde vor allem aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen in viele Familien aufgespalten. Charakteristisch für die ganze Verwandtschaftsgruppe sind sechs in zwei Wirteln angeordneten Blütenhüllblätter, die nicht in Krone und Kelch differenziert sind (Perigon), sechs Staubblätter und ein aus drei Fruchtblättern verwachsener Stempel, aus dem sich eine dreispaltige Kapsel (Tulpe) oder eine Beere (Maiglöckchen) entwickeln kann. Die Blütenhüllblätter können frei oder verwachsen sein. Die Blätter sind paralleladrig. Als unterirdische Speicherorgane kommen häufig Zwiebeln, Knollen oder Rhizome vor.
Zu den Lilienverwandten gehören Wildpflanzen wie Gelbstern, Bärlauch, Maiglöckchen und Weißwurz und viele beliebte Zierpflanzen wie Tulpen, Lilien, Hyazinthen und Kaiserkronen. Wichtige Gemüsepflanzen und Gewürze sind Küchenzwiebel, Knoblauch, Schnittlauch und Gemüselauch (Porré). Die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) enthält das gefährliche Zellgift Colchicin, das die Kernteilung hemmt.
Artenliste
(Nach Listen von Dominique Mattivi, Saskia Eberle und Jan-Niclas Frey)
Bäume und Sträucher
Berg- Ahorn (Acer pseudoplatanus)
Berg-Ulme (Ulmus glabra)
Eberesche, Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Faulbaum (Frangula alnus)
Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior)
Gewöhnliche Hainbuche (Carpinus betulus)
Gewöhnlicher Schneeball (Viburum opulus)
Grau-Weide (Salix cinerea)
Ohr-Weide (Salix aurita)
Rot-Fichte (Picea abies)
Sal-Weide (Salix caprea)
Schlehe/ Schwarzdorn (Prunus spinosa)
Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)
Sommer-Linde (Tilia platyphyllos)
Stiel-Eiche (Quercus robur)
Wald- Kiefer (Pinus sylvesris)
Weiß-Tanne (Abies alba)
Zitter-Pappel (Populus tremula)
Krautige Pflanzen
Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium)
Bach-Nelkenwurz (Geum rivale)
Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)
Echer Nelkenwurz (Geum urbaum)
Geißfuß/Giersch (Aegopodium podagraria)
Gold-Taubnessel, Goldnessel (Lamium galeobdolon)
Große Brennnessel (Urtica dioica)
Hain-Gilbweiderich (Lysimacia neoralis)
Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale)
Kletten- Labkraut (Galium aparine)
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum)
Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
Ross-Minze (Mentha longifolia)
Rote Lichtnelke (Silene dioica)
Rot-Klee, Wiesen-K. (Trifolium pratense)
Schlanke Segge (Carex acuta)
Stinkender Storchschnabel, Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
Sumpf-Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
Waldmeister (Galium odoratum)
Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris)
Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata)
Winkel-Segge (Caex remota)
Zaun-Wicke (Vicia sepium)
Zittergras- Segge (Carex brizoides)
Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
Farne und Schachtelhalme
Acker- Schachtelhalm (Equisetum arvense)
Breitblätteriger Dornfarn (Dryopteris dilatata)
Gewöhnlicher Dornfarn (Dryopteis carthusiana)
Gewöhnlicher Frauenfarn, Wald-F. (Athyrium filix-femina)
Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)
Riesen- Schachtelhalm (Equisetum maximum)
Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre)
Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum)
Lianen
Gewöhnlicher Efeu (Hedera helix)
Insekten
Blattfloh Trioza flavipennis: Gallen an Giersch
Buchengallmücke (Mikiola fagi): Zitzengallen an Buchenblättern
Geißblatt-Minierfliege (Phytomyza xylostei): Gangmine im Blatt der Roten Heckenkirsche
Schaumzikade (Larve) (Philaenus spec.)
Schneeballblattkafer (Pyrrhalta viburni)
Streifenwanze (Graphosoma italicum)
Zitronenfalter (Gonepterix rhamni)
Schnecken
Rötliche Laubschnecke (Monachoides incarnatus)
Ampbibien
Gelbbauch-Unke (Bombina variegata)
Vögel/Vogelstimmen
Amsel
Buchfink
Grünspecht
Kohlmeise
Mönchsgrasmücke
Singdrossel
Zilpzalp/Weidenlaubsänger
25.Juni.2022 – In Oberteuringen und an der Rotach
Oberteuringen, ein typischer Ort Oberschwabens mit bis in die Alemannenzeit zurückgehender Siedlungsgeschichte – die erste urkundliche Erwähnung stammt von 752 –, soll zeigen, dass interessante außerschulische Lernorte auch mitten in Ortschaften zu finden sind.
Johanniskraut
Zum Einstieg zeige ich eine blühende Pflanze des Echten Johanniskrauts (Hypericum perforatum). Am 24. Juni war Johannis, also der Tag, der Johannes dem Täufer gewidmet ist und an dem sich Katholiken an die Taufe Jesu erinnern. Gleichzeitig ist dieser Gedenktag nahezu identisch mit der schon in vorchristlicher Zeit festlich begangenen Sommersonnenwende. Johanniskraut steht an diesem Tag in voller Blüte und wird – wie auch andere Pflanzen und Tiere, man denke an Märzenbecher, Maiglöckchen, Maikäfer oder Johanniswürmchen – nach ihrer Blütezeit oder ihren Erscheinungstermin benannt.Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird zudem seit altersher als Heilpflanze genutzt und seine Inhaltsstoffe, vor allem das stark färbende Antrachinon Hypericin, haben nachgewiesenermaßen beruhigende und antidepressive Wirkung. Johanniskrautöl soll auch leicht entzündungshemmende Eigenschaften haben und die Wundheilung fördern. Allerdings sind Johanniskrautpräparate nicht ohne Nebenwirkung. Die Inhaltsstoffe wirken photosensibilisierend und außerdem hemmen sie andere Medikamente zum Beispiel Herz-Kreislauf-Medikamente und die Antibabypille.
Wenn man noch geschlossene Blütenknospen zwischen Daumen und Zeigefinger presst, tritt ein durch das Hypericin rot gefärbter Tropfen aus (der symbolisch auch als Blut des Johannes gedeutet wird, der nach biblischer Überlieferung von König Herodes geköpft wurde).
Exkursionsweg und Stationen
Der Exkursionsweg entspricht weitgehend dem der letztjährigen Exkursion am 8.5.2021.
(1) Besondere Bäume am Sankt Martinsplatz
Die vier von uns in den Blick genommen Bäume befinden sich in einem weiter fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Die Purpur-Magnolie hat zwar immer noch einzelne Blüten aber auch schon relativ weit entwickelte Früchte. Catalpa steht in voller Blüte, am Judasbaum sind keine blöden oder blöden Reste mehr zu erkennen. Er hat auch keine Früchte angesetzt, vermutlich, weil es mangels eines in der Nähe stehenden Kollegen zu keiner erfolgreichen Befruchtung kam. An der Oregon-Scheizypresse fallen die zahlreichen erbsenähnlichen Zapfen auf, die schon fast ihre endgültige Größe erreicht haben, aber noch grün sind. Nähere Angaben zu den Bäumen finden sich im Bericht zur letztjährigen Exkursion.
(2) Seifenkraut
Saponaria officinalis, das Echte Seifenkraut, liefert auch in diesem Jahr kräftigen Schaum, aber es hat nun auch schon seine zartvioletten Blüten geöffnet.
(2) Baum-Bestimmungsschlüssel
Es werden für alle Kategorien Beispielarten gefunden, aber das Sammeln und Ordnen kommt relativ früh – möglicherweise dem Klima geschuldet – zum Erliegen.
(3) Tiere in der Rotach und Bestimmung der Gewässerqualität
In einem schwach angestauten, flachen Bereich der Rotach suchen wir nach Wassertieren. Gefunden werden Eintagsfliegenlarven, Kleinlibellenlarven, Wasserkäfer, Flohkrebse, Plattwürmer (Strudelwürmer*) und einige Jungfische (vermutlich Flussbarsche).
*nach H. Schwab (1995): Süßwassertiere. Stuttgart: Klett der Gehörnte Vielaugen-Strudelwurm (Polycelis felina)
Mithilfe eines einfachen Auswertungssystems (Wassmann, Xylander, Naglschmid-Verlag 2014) bestimmen wir die Gewässergüte als Güteklasse II.
Das Auswertungssystem berücksichtigt den Zeigerwerte bestimmter Tiergruppen und die Formenvielfalt. Die Tiergruppen mit den empfindlichsten Tieren und die Formenvielfalt innerhalb dieser Gruppe bestimmt die „Entscheidungsklasse“, für die endgültige Bewertung ist dann außerdem die Gesamtformenvielfalt entscheidend.
Voraussetzung für die Aussagekraft ist, dass man das Gewässer relativ gründlich absucht, um die vorkommenden Arten möglichst vollständig zu erfassen. Dabei ist eine Artbestimmung nicht nötig, es sollen lediglich unterschiedlich aussehende Formen unterschieden werden. Junge (kleine) und größere (ältere) Tiere können als zwei Formen gewertet werden.
Natürlich können durch eine genauere Artbestimmung wesentlich exaktere Aussagen gemacht werden. Für die Arbeit mit Schulklassen scheint diese Methode aber sehr gut anwendbar. Unser Ergebnis stimmt mit den bei früheren Exkursionen durchgeführten aufwändigeren Untersuchungen weitgehend überein.
Der Vorteil von Gütebestimmungen mit Zeigerorganismen gegenüber chemischen Wasseranalysen liegt darin, dass man hier keine Momentaufnahme erhält, sondern eine Aussage über einen länger andauernden Zeitraum. Gerade bei stark schwankenden chemischen Werten, die zum Beispiel durch periodische Einleitungen (vor allem von Düngemittel aus der Landwirtschaft) und schwankenden Wasserständen bzw. Hochwasserereignissen zustande kommen. Dadurch ist auch die ökologische Aussagekraft besser.
(4) Nostoc, Sternenrotz oder Engelsrotz
An offenen Stellen ist der Boden mit einer schmerzlichen Kruste überzogen, die im Wasser zu olivgrünlichen, gallertigen Bändern quillt. Solche Blaugrünen Bakterien (Cyanobacteria) waren vermutlich schon vor mehr als 3 Milliarden Jahren die ersten Landbewohner. Weitere Informationen finden sich im letztjährigen Exkursionsbericht und bei Nostoc.
Das geplante Thema „Wiesen und Gräser“ muss aus Zeitmangel entfallen. Ich hoffe, wir können es in Wilhelmsdorf nachholen.