Exkursionsangebot für die PH Weingarten, SS 2019

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Auch im Sommersemester 2019 biete ich unter der Veranstaltung „Regionale Lebensräume“ wieder vier ganztägige Exkursionen an. Zwei der Exkursionsziele decken sich  mit Angeboten der letzten Jahre:

Neu ist eine Exkursion in das Naturschutzgebiet Altweiherwiese bei Oberteuringen (18.5.2019) und in den Altdorfer Wald mit dem NSG Füremoos bei Vogt (8.6.2019).

Am 24.4.2019 findet von 18:00 Uhr bis 19:15 Uhr eine einführende Informationsveranstaltung in der PH Weingarten, Fach Biologie, NZ 1.51, statt, bei der Erläuterungen zu den Exkursionszielen gegeben und mögliche Aufgaben besprochen werden.

Übersicht

Regionale Lebensräume, Exkursionstermine, Sommersemester 2019

24.4.2019 18.00-19.15h PH-Weingarten Vorbesprechung
28.4.2019  10.00-17.00h Wanderparkplatz bei Appenweiler, Adelsreuter und Weißenauer Wald Wald, Frühblüher
18.5.2019 10.00-17.00h Oberteuringen, Parkmölichkeit bei Unterführung unter L 329, NSG Altweiherwiese durch Pflegemaßnahmen erhaltene ehemalige Streuwiese, Gräser, Waldrand
8.6.2019 10.00-17.00h Wanderparkplatz bei Vogt, Altdorfer Wald Wald, Hochmoor
7.7.2019 10.00-17.00h Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, Pfrunger-Burgweiler Ried verschiedene Moortypen, Insekten
Exkursionsziele 2019

Adelsreuter und Weißenauer Wald (So,28.04.2019) *

*durch Anklicken kommt man zu Unterlagen für die Exkursion im Sommersemester 2018

Treffpunkt: 10:00h, Wanderparkplatz bei Appenweiler

Thematische Schwerpunkte: Lebensform Baum, ökologische Ansprüche von Waldbäumen und Waldkräutern, Lebenraum Waldgraben

Exkursionsverlauf

Um 10:00 Uhr versammelten wir uns bei leichtem Regen an dem kleinen Wanderparkplatz kurz hinter Appenweiler an dem Sträßchen Richtung Brochenzell. Nach einer Vorstellungsrunde gingen wir auf dem Weg ein kleines Stück am Waldrand entlang und in den Wald hinein. Während des „Bäume Ertastens und Wiedererkennens“ blieb es ziemlich feucht. Wie erwartet wurden die ertasten Bäume – Wald-Kiefern, Linden und Rot-Fichten – relativ leicht wiedergefunden (Anleitung Max Fischer; Markus Preuss). Anschließend – der Nieselregen wurde heftiger – führten wir eine Untersuchung zur Artenzusammensetzung mithilfe der „Wäscheleinen- Transektmethode“ durch.

Wäscheleinen-Tranektmethode

Die Auswertung ergab in dem von uns untersuchten Waldstück eine deutliche Dominanz der Rot-Fichte, gefolgt von der Rot-Buche. Buchen fanden sich vor allem auch im Unterwuchs. Diese Naturverjüngung ist vermutlich von forstlicher Seite beabsichtigt, um auf längere Sicht den Fichtenanteil des Waldes zu verringern (Albijona Sabani).

Nass und kalt

Wetterradar online hatte in Aussicht gestellt, dass der Regen nach 11:00 Uhr nachlassen würde. Leider regnete es 11:30 Uhr eher heftiger als vorher und deshalb entschlossen wir uns, etwas Material einzusammeln, um den zweiten Teil der Exkursion in der pädagogischen Hochschule Weingarten fortzusetzen. Dort wurden von den Studierenden mit dem eingesammelten Material Stationen eingerichtet, die dann reihum bearbeitet wurden.

  1.  Wachstum und Alter von Bäumen (mit zwei mitgebrachten Baumscheiben; Anleitung Vanessa Golic, Susanna Wild)
  2. Kräuter fühlen, riechen, schmecken (Anleitung Carla Brändle, Rebecca Baumer)
  3. Bäume und Sträucher  nach Blättern/Zweigen bestimmen
  4. Ökologische Ansprüche von Wegrandpflanzen und Waldbodenpflanzen vergleichen
  5. Laubstreu untersuchen: Tiere, Zersetzungsstadien der Blätter
  6. Blätterbilder
Kräutermaus aus Stumpfblättrigr Ampfer, Brombeere, Hahnenfuß- und Wiesen-Schaumkraut-Blüte

Zum Schluss wurden folgende Kräuter zur Zubereitung einer Kräutersuppe genutzt:

Große Brennnessel, Giersch, Gundermann, Kriechender Günsel, Wiesen-Kerbel, Knoblauchs-Rauke.

Die Kräuter wurden fein geschnitten und in eine gebundene Suppe eingerührt, die mithilfe von Mehl,, Rapsöl, Wasser und Kräuterbrühwürfeln zubereitet wurde. Bei der Nutzung von Wildkräutern für die Zubereitung von Mahlzeiten empfiehlt sich das Abkochen (Suppe, Gemüse, Tee) aus hygienischen Gründen.

Während die Suppe zubereitet wurde, erhielten wir von Madeleine Mayer Informationen über die Gefahren von Zecken und die Möglichkeiten, sie zu verringern. Hannah Dyx informierte uns über den Lebenszyklus des Fuchsbandwurms und die sich daraus ergebenden Gefahren beim Aufenthalt in der freien Natur.

Artenliste der eingesammelten Pflanzen:

  • Brombeere (Rubus sectio Rubus)
  • Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)
  • Gänseblümchen (Bellis perennis)
  • Geißfuß, Giersch (Aegopodium podagraria)
  • Gemeiner Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus)
  • Gundermann (Glechoma hederaceae)
  • Knäuelgras (Dactylis glomerata)
  • Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
  • Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
  • Schattenblume (Maianthemum bifolium)
  • Schlank-Segge (Carex acuta)
  • Schönes Frauenhaarmoos, Schönes Haarmützenmoos(Polytrichum
    formosum)
  • Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)
  • Wald-Erdbeere (Fragaria vesca)
  • Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella)
  • Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum)
  • Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)
  • Weiße Taubnessel (Lamium album)
  • Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris)
  • Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
  • Zaun-Wicke (Vicia sepium)

NSG Altweiherwiese, 18.05.2019

Treffpunkt: 10:00h, Oberteuringen, Parkmölichkeit bei Unterführung unter L 329 an kleiner Straße Richtung Bibruck; NSG Altweiherwiese

Thematische Schwerpunkte: Verschiedene Wiesentypen insbesondere Streuwiesen, Gräser,Waldrand, Streuobstwiesen, Naturschutz-Pflegemaßnahmen, Landschaftsgeschichte

Das 78 ha große Naturschutzgebiet Altweiherwiesen wurde 1981 vom Regierungspräsidium Tübingen ausgewiesen. Es liegt nordöstlich von Oberteuringen auf einer Meereshöhe von rund 450 m.

Zur Landschaftsgeschichte

Die Niederung ist der Rest einer ehemaligen Schmelzwasserrinne der späten Würmeiszeit (Konstanzer Stadium), die ursprünglich vom Schussenbecken bis ins Salemer Becken reichte und die heute vom Taldorfer Bach durchflossen wird. Ihre Fortsetzung fand sie zuerst im Deggenhauser Tal, das zunächst von der Rotach, hinter Roggenbeuren von der Deggenhauser Aach durchflossen wird. Später bahnten sich die Schmelzwässer den Weg südlich vom Gehrenberg bis zum heutigen Überlinger See.


Verlauf der Schmelzwasserrinne am Ende der Würmkaltzeit vom Schussenbecken durch die Taldorfer Senke (NSG Altweiherwiese) – und weiter südlich entlang der B33 Richtung Markdorf (violett getönt) – Kartengrundlage: Landkreis Ravensburg, Rad- und Wanderkarte 1:50 00

Bodensee (schwarz). Schwarze Linie: Schussen; weiße punktierte Linie: Innere Würmendmoräne (IWEM); weiß gestrichelt: Ausstrich von Endmoräne und lokalen kliffähnlichen Abschürfungsmerkmalen des „Konstanzer Stadiums“ (KS); dünne weiße Linien: Moränenrelikte innerhalb der Endmoräne des Konstanzer Stadiums. Beschriftung von Nord nach Süd und West nach Ost: RAV: Ravensburg, SAL: Salem, ÜBE: Überlingen, GEH: Gehrenberg, MAR: Markdorf, KON: Konstanz, FRI: Friedrichshafen, TET: Tettnang.
1-3 verschiedene Drumlins.
Die Schmelzwasserrinne, die das Schussensbecken mit dem Salemer Becken verbindet. ist gut zu erkennen.

Quelle:
Elena Beckenbach, Thomas Müller, Hartmut Seyfried, Theo Simon (2014):
Potential of a high-resolution dtm with large spatial coverage for visualization, identification and interpretation of young (Würmian) glacial geomorphology a case study from Oberschwaben (southern Germany)
Quaternary Science Journal Volume 63 / number 2 / 2014 / 107–129 / DOi 10.3285/eg.63.2.01

Im Bereich des NSG trennen tonige Sedmente den Untergrund zu den eiszeitlichen Schottern hin ab. Durch den Wasserstau kam es am Ende der Würmeiszeit zur Moorbildung. Die heutige L 329 verläuft auf einem im Mittelalter durch Mönche des Klosters St. Gallen errichteten Damm, der die Moorfläche zu einem großen Fischweiher werden ließ. Im 18 JH wurde das Wasser wieder abgelassen, um die Sumpfbereiche als Streuwiesen nutzen zu können. Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden das Mähgut von den umliegenden Bauernhöfer als Einstreu verwendet. Heute werden die Schilfflächen regelmäßig vom Naturschutz gemäht, um die Streuwiesen-typische Vegetation zu erhalten.

Flora, Fauna, Lebensräume

Wichtigster schützenswerter Lebensraum sind magere Flachlandmähwesen und Gewässersäume mit Erlen und Weiden. Dort gedeihen große Bestände des Breitblättrigen Wollgrases (Eriophorum latifolium), außerdem Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Böhmischer Beinwell (Symphytum officinale ssp.bohemicum), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Berg-Klee (Trifolium montanum), Breitblättriges und Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza majalis und D. incarnata) und Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea).

Würden die Wiesen nicht regelmäßig gemäht, würden sich daraus schnell reine Schilfbestände entwickeln.

An Greifvögeln kann man regelmäßig Bussarde, Turmfalken und Rote und Schwarze Milane beobachten. den für das Gebiet angegebenen Baumfalken konnte ich allerdings noch nie sehen.Weitere Besonderheiten sind Kleinspecht, Nachtigall, Schwanzmeisen und Neuntöter. Im Taldorfer Bach leben Elritzen, verschiedene Weißfische und auch Hechte. Oft kann man in Bachnähe auch Ringelnattern entdecken.

Naturschutzmanagement

Im Jahr 2017 wurde aufgrund einer Kartierung für die Rotach einschließlich des Naturschutzgebietes Altweiherwiese (FFH-Gebiet 8222 – 342) ein Managementplan erstellt. Die für das Naturschutzgebiet vorgesehenen Pflegemaßnahmen sind in einer Karte dargestellt. Dabei bedeuten die mich violetter Farbe gekennzeichneten Flächen, dass auf diesen eine einschürige Mahd vorgesehen ist.


Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.): Managementplan für das FFH-Gebiet 8222-342 „Rotachtal Bodensee“
. bearbeitet von INULA, Freiburg. 1. Dezember 2017 (174 S., baden-wuerttemberg.de [PDF]).

Ein gewisses Problem für das Naturschutzgebiet stellt der Kraftfahrzeugverkehr auf dem Sträßchen dar, das über Bibruck, Reute, Sederlitz bis nach Dürnast führt und dort in die B 33 mündet. Die Straße wird leider nicht nur von Anwohnern sondern auch als Shortcut von der K 329 zur B 33 und umgekehrt genutzt. Neben verkehrsberuhigten Maßnahmen („nur für Anlieger“) wäre auch an einen Bohlenweg parallel zum Sträßchen zu denken, der von Fußgängern (und Radfahrern?) genutzt werden könnte.

Wammeratswatt

Am Rande des Naturschutzgebietes liegt ein Weiler mit dem eigentümlichen Namen Wammeratswatt. Ein altes zwischen Vegetation verstecktes Schild weist darauf hin, dass dieser Ort bereits im zwölften Jahrhundert, 1164, als Wambrehteswathe urkundlich erwähnt wurde. Die Endung “-wathe” geht wohl auf einen altgermanischen Begriff zurück, der so viel wie “Weide” oder “Wiese” bedeutet. “Wanbrecht” ist ein alemannischer Name. Man könnte die Ortsbezeichnung also mit „Weide oder Wiese des Wanbrecht“ übersetzen.

Foto Uwe Baur, 23.6.2012

Exkursionsverlauf

Exkursionsweg am 18.5.2019; Ausschnitt aus TK 8222,Markdorf, 1:25000

Bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen treffen wir uns um 10:00 Uhr in Oberteuringen an der Unterführung unter der Landstraße 329 am Eingang zu dem Naturschutzgebietes Altweiherwiese.

Nach einer Einführung in die Landschaftsgeschichte und die Besonderheiten des Naturschutzgebietes beschäftigen wir uns mit dem Stockwerkaufbau einer Wiese.

Auf dem Weg Richtung Wammeratswatt werden zunächst möglichst viele unterschiedliche Gräser gesammelt, sortiert und bestimmt. Anschließend versuchen wir, die verschiedenen Grasarten allein aufgrund haotischer Merkmale, also mit verbundenen Augen, zu erkennen. In dem langsam fließenden Taldorfer Bach wachsen dichte Bestände des Wassersterns, von denen dank des Einsatzes von Markus Preuss alle TeilnehmerInnen auch einen Zweig in den Händen halten können.

Aufgrund der vorangegangenen relativ kühlen Witterung ist die Vegetationsentwicklung auf der Streuwiese noch ziemlich weit zurück – keine Sibirischen Schwertlilien, Pracht-Nelken oder fruchtenden Wollgräser sind zu sehen. Von den charakteristischen Arten können wir nur gerade aufblühende Exemplare des Breitblättrigen und des Fleischfarbenen Knabenkrautes entdecken, außerdem Berg-Klee, Sumpf-Kratzdistel, Gewöhnlichen Hornklee und Gilbweiderich (noch nicht blühend).

Auf dem weiteren Weg zum Weiler Wammeratswatt fallen die als Straßenbegleitbäume gepflanzten Robinien auf, die gerade erst ihre Fiederblätter entfalten. Ebenso wie die alten Obstbäume der Streuobstwiese sind sie reichlich mit Misteln bewachsen. Die Bäume der Streuobstwiese – vorwiegend Äpfel auch einige Birnen – sind mehr als 100 Jahre alt. Sie werden immer noch zur Gewinnung von Fallobst für die Apfelsaftproduktion genutzt, das Heu der Wiese wird an Reiterhöfe verkauft. In der Wiese fällt uns der Kleine Wiesenknopf mit seinen weit aus den Blüten heraushängenden Staubfäden besonders auf.

Kleiner Wiesenknopf – Sanguisorba minor

Nach einer Mittagspause bei der Brücke über den Taldorfer Bach leiten Yesim Örgerim und Beatrice Hell zu „Blüten, lockende Signale“ an. Blütenteile – die Bestäuber anlocken sollen – und Blätter werden zu Make-up oder schmückenden Kurzzeit-Tattoos umgewidmet.

Der Weg führt uns dann weiter dem Waldrand entlang. Unter Anleitung von Lisa-Marie Buemann und Sara Dittmann sammeln wir Tierspuren: Spuren an Blättern, Spuren an Zapfen und Früchten und Spuren an Holz. Besonders auffällig sind die Minen des Buchen-Springrüsslers an Rot-Buchen-Bättern.

Hier hat ein Specht einen Fichtenzapfen bearbeitet

Unser Exkursionsweg führt dann weiter zum Weiler Blankenried. Dort kreuzen wir die L 329 und besteigen den Drumlin Horach (501,6 m ü.N.N.), auf dem sich ein Wasserreservoir der Wasserversorgung Bodensee befindet. Von dort hat man eine sehr schöne Aussicht auf den Bodensee und die Alpenkette – heute allerdings im Dunst verborgen. Sabrina Brendle führt die Gruppe in einer blinden Raupe aus dem Wald heraus zum Aussichtsplatz, wo die Augenbinde dann abgenommen werden.

Altdorfer Wald mit NSG Füremoos

Gelb umrandeter Ausschnitt unten:

Treffpunkt: 10:00h, Wanderparkplatz am Waldrand bei Vogt

Thematische Schwerpunkte: Wald und Waldgeschichte, Waldbodenvegetation, Moose, Moore: Bildung, Lebensbedingungen, Torfmoose

Geografische Lage

Der Altdorfer Wald liegt auf einem Höhenzug zwischen Vogt im Süden und auch Aulendorf im Norden am nordöstlichen Rand des Schussenbeckens. Mit 82 km2 ist er das größte zusammenhängende Waldgebiet Oberschwabens. Der Name geht auf die welfische Grafschaft Altdorf bzw. auf die ehemalige Ortsbezeichnung „Altdorf“ für die Stadt Weingarten zurück. Bis 1865 wurde lediglich das Kloster als „Weingarten“ bezeichnet, während die umgebende Ortschaft Altdorf genannt wurde.

Naturraum

Der Altdorfer Wald besteht hauptsächlich aus Fichtenforsten, eingesprengt sind aber auch Buchen und andere Laubbäume. Er enthält die Naturschutzgebiete Saßweiher, Girasmoos, Tuffsteinbruch Weißenbronnen, Lochmoos und Füremoossowie ein Fauna-Flora-Habitat Gebiet „Altdorfer Wald“ mit 13,5 km2. Der Höhenzug übersteigt an einigen Stellen700 m, höchste Erhebung ist der Galgenberg mit 776,6 m ü.N.N.

Bedeutendstes Fließgewässer ist die Wolfegger Ach, die wie einige weitere kleinere Zuflüsse in die Schützen mündet und einige weitere kleinere Bäche der Schussen zufließt. In dem Waldgebiet liegen auch einige Seen, wie der Bunkhofer Weiher, der Neuweiher und der Langmoosweiher und aus einigen feuchten Senken haben sich Moore entwickelt. Eines davon, das Naturschutzgebiet Füremoos, werden uns genauer anschauen. (Weitere Unterlagen zum Thema Moore und Feuchtgebiete in den Unterlagen zur Exkursion ins Wurzacher Ried 2018):

Die Kalktuffbildungen bei Weißenbronnen weisen auf kalkreiches Jungmoränenmaterial im Untergrund hin.

Pfrunger-Burgweiler Ried (7.7.2019)

TreffpunktWilhelmsdorf

Treffpunkt: 10:00h, Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf

Thematische Schwerpunkte: Konzeption des Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, Landschaftsgeschichte, Insekten

Das digitale Geländemodell zeigt, wie sich das Pfrunger Becken zwischen der äußeren un inneren Endmoräne der Würm-Kaltzeit ausgebildet hat.

Zum Exkursionsverlauf

Nach der Begrüßung durch Frau Ackermann, Diplom-Biologin und Naturpädagogin am Naturschutzzentrums Wilhelmsdorf, beschlossen wir aufgrund der Wetterlage, die für den Nachmittag geplante Exkursion zum Fünfeckweiher und zum Bannwaldturm schon am Vormittag durchzuführen.

Startpunkt war – wie in den vergangenen Jahren -der Parkplatz bei Uzhausen. An einer Übersichtskarte erklärte uns Frau Ackermann die verschiedenen Schutzzonen des Pfrunger-Burgweiler Rieds und die jeweiligen Schutzziele und  -maßnahmen. Das Pfrunger-Burgweiler Ried ist nach dem Federseegebiet das zweitgrößte zusammenhängende Moorgebiet Südwestdeutschlands, die größte zusammenhängende Hochmoorfläche allerdings ist im Wurzacher Ried zu finden.

Zunächst ging unser Weg durch Weideland, auf dem wir eine Herde Scottish Highlander beobachten konnten, die hier zusammen mit eigen anderen Robustrinderrassen zur Biotoppflege eingesetzt werden. Sie sind das ganze Jahr über auf der Weide, werden allerdings im Winter mit Heu zugefüttert, das im Sommer auf den Weideflächen gewonnen wird. Fleisch und Wurst waren von den Robustrinder sind im Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf erhältlich, außerdem werden sie in einigen Gaststätten rund um das Pfrunger-Burgweiler Ried angeboten.

Entlang eines ehemaligen Entwässerungskanals, der in regelmäßigen Abständen durch Querwände aufgestaut ist, konnten wir auf Weidezäunen mehrfach Schwarzkehlchen und einen Neuntöter beobachten. Im Feuchtbereich um den Graben blühte reichlich Mädesüß. Auf den Dolden des Wiesen-Bärenklaus waren viele Nektar sammelnde Insekten, insbesondere Schwebfliegen und kleine Bockkäfer, zu beobachten. Am Wegrand nahmen wir eine Geruchsprobe vom Feld-Thymian, der gerade in voller Blüte stand.

Auf den Weideflächen brüten regelmäßig Kiebitze, für die in diesem Jahr extra flache Gewässer, „Blänken“, angelegt wurden, die vor allem für die jungen Kiebitze wichtig sind, weil sie dort leicht an geeignete Nahrung (Insektenlarven, Würmer) kommen können.

Wir folgten dann dem Weg durch den Bannwald bis zum Fünfeckweiher. In Baden-Württemberg bezeichnet der Begriff „Bannwald“ Totalschutzgebiete, die vollständig einer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Wege durch den Bannwald sind zulässig, und dürfen – zum Beispiel durch Fällen umsturzgefährdeter Bäume – gesichert werden. Auf dem Weg fällt auf, dass durch Wiedervernässung die Fichtenbestände links des Weges großflächig abgestorben sind. Den Fünfeckweiher erreichten wir auf einem Bohlenweg. Wie in den Vorjahren konnten wir eine ganze Reihe von Insekten beobachten, insbesondere die dunkle Sommergeneration des Landkärtchens, eines Schmetterlings, der oft auch in Schulbüchern als Beispiel für die Ausbildung unterschiedlich aussehender Generationen angeführt wird.

Von der Aussichtsplattform des Bannwaldturmes hatten wir einen guten Überblick über das gesamte Gebiet des Pfrunger-Burgweiler Rieds und die umgebenden Höhenzüge. Man kann von dort aus sehr gut die verschiedenen durch industriellen Torfstich entstandenen Seen beobachten. Eine kleine Schar Graugänse flog am Turm vorbei.

Am sonnigen Wegrand wurde auf zwei Stammformen von Kulturpflanzen hingewiesen, die hier besonders schön entwickelt waren: Wilde Möhre  (Daucus carota) und Wegwarte oder Zichorie (Cichorium intybus), aus der sowohl der Chicoréesalat als auch die Wurzelzichorie (Zichorienkaffee) gezüchtet wurde. Bei unserem Vesperplatz konnten wir ein schönes Exemplar des Kompass-Lattichs oder Stachel-Lattichs (Lactuca serriola) anschauen. Sein Name rührt daher, dass sich seine Blätter an sonnigen Standorten senkrecht stellen und in Nord-Süd-Richtung orientieren. Damit sind die Blattspreitenen weniger dem intensiven Sonnenlicht ausgesetzt. Der Kompass-Lattich ist die Stammform des Gartensalates (Lactuca sativa).

Da um uns herum erhebliche Gewitteraktivitäten zu beobachten waren und die Zeit auch schon recht fortgeschritten war, beschlossen wir, auf einen größeren Rundweg (vergleiche Exkursionen der Vorjahre) zu verzichten und direkt zum Parkplatz bei Holzhausen zurückzukehren. Auf den Weiden in der in der Nähe des Parkplatzes konnten wir eine große Zahl Weißstörche (gezählt wurden 36) beobachten.

Da es bei unserer Ankunft am Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf immer noch relativ gutes Wetter war, beschlossen wir, nun gleich mit dem Fang von Wiesentieren und Wassertieren zu beginnen. Ausgerüstet mit Keschern und Wasserschalen bzw. Schmetterlingsnetzen und Becherlupen machten sich zwei Gruppen zunächst auf die Jagd, dann würden die Tiere im Großraum mithilfe von Bestimmungsschlüsseln und Binokularen untersucht und bestimmt. Einige Fänger konnten über den Monitor demonstriert werden.

Einige unserer Fänge:

Wiese

Larve einer Kurzfühler-Heuschrecke (vielleicht Corthippus parallelus)

Schwebfliege

Mücke mit gelbem Hinterleib

Baumwanze

Weichwanze

Schaumzikade

Brauner Waldvogel

verschiedene Kleinschmetterling (Zünsler?).

Steinhummel

Teich

Wassermilbe

Kleinlibellenlarve

Stabwanze

Rückenschwimmer

Schwimmwanze

Büschelmückenlarve

Käferlarve

Kaulquappe eines Wasserfrosches (Kleiner Teichfrosch?)

Beim abschließenden Museumsbesuch gibt uns Frau Ackermann anhand eines großen Luftbilds der Region einen Überblick über die Entstehung des Pfrunger-Burgweiler Rieds. Auf der Fahrt in dem „Moorkäpsele“ werden diese Fachinhalte anschaulich wiederholt (vergleiche Exkursionsbericht von 2017).

Mögliche Aktivitäten von Studierenden

Anleitungen

Baum  ertasten und wiedererkennen

Wachstum und Alter von Bäumen

Bäume zählen

Bäume berechnen

Baumkronenspaziergang

Kräuter fühlen, riechen, schmecken

Gräserberührungen

Pflanzenoberflächen: Rau und glatt und andere Gegensätze

Blüten, lockende Signale

Vertauschte Gegenstände

Wer war der Übeltäter?

Umwelt im Umschlag

Torfmoose und Moorbildung

Über alle Exkursionen:

Artenliste Pflanzen

Artenliste Tiere

Gut erkennbare Pflanzenfamilien besonders beachten:

Korbblütler-Asterngewächse, Doldenblütler-Selleriegewächse, Lippenblütler-Taubnesselgewächse, Rosengewächse, Hahnenfußgewächse, Schmetterlingsblütler-Bohnengewächse, Kreuzblütler-Kohlgewächse, Nelkengewächse, Süßgräser-Rispengrasgewächse, Sauergräser–Zypergrasgewächse, Binsengewächse

Referate

Zecken

Nach der Blutmahlzeit suchen Zeckenweibchen eine geschützte Stelle und legen mehrere 1000 Eier ab, aus denen zunächst sechsbeinige Larven schlüpfen (im Bild vermutlich Ixodes rhizinus, der Holzbock; Foto: Kämmerer 2019)
Nach der Blutmahlzeit suchen Zeckenweibchen eine geschützte Stelle und legen mehrere 1000 Eier ab, aus denen zunächst sechsbeinige Larven schlüpfen, danach sterben sie (im Bild vermutlich Ixodes ricinus, der Holzbock; Foto: Kämmer 2019).

Fuchsbandwurm

Literaturhinweise

Einen sehr guten Einstieg in die Landschaftsgeschichte Oberschwabens und ganz Südwestdeutschlands kann man sich mit folgendem neu erschienenen Werk verschaffen:

Seyfried, H., Simon, T., Beckenbach, E. & Müller, T. (2019):
Der Südwesten im digitalen Geländemodell – wie LiDAR-Daten unsere Sicht auf die Welt verändern.
Sonderbände der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 4; 434 S., 301 Abb. – Schmidt-Verlag. 34,90 €

Weitere Literaturhinweise in den Exkursionsunterlagen für 2018

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